Incogni im Test: Endlich Ruhe vor Spam? Ein Erfahrungsbericht mit Fragezeichen

Sind eure E-Mail-Postfächer auch schon zu Spam-Friedhöfen mutiert? Klingelt das Telefon ständig mit unerwünschten Angeboten, von denen man nie wusste, dass man sie braucht (oder will)? Dann seid ihr wahrscheinlich Opfer der Datensammelwut von Data Brokern geworden. Incogni verspricht, dem ein Ende zu setzen. Ich habe den Dienst getestet – und bin zwiegespalten.
Die Kernaussage: Incogni nimmt einem lästige Arbeit ab, aber die Resultate sind schwer nachzuprüfen und zielen vermutlich eher auf den US-Markt ab.
Data Broker sind Unternehmen, die eure persönlichen Daten im Netz zusammensuchen, diese aggregieren und an Dritte verkaufen. Das können Marketingfirmen sein, aber auch Versicherungen oder sogar Banken. Klingt gruselig? Ist es auch. Incogni will euch helfen, eure Daten aus diesen Datenbanken zu löschen.
Die Registrierung: Kinderleicht. Name, E-Mail, Adresse eingeben, eine Vollmacht unterschreiben (digital natürlich), fertig. Das Dashboard ist übersichtlich gestaltet. Man sieht, welche Data Broker Incogni gerade "angegangen" hat und wie der Stand der Bearbeitung ist. Die Kosten: aktuell (Stand heute) 7.49 Dollar pro Monat bei jährlicher Zahlung oder 14.98 Dollar im Monatsabo. Nicht billig, aber Privatsphäre hat ihren Preis.

Der Clou: Automatisierung. Incogni automatisiert die Anfragen zur Datenlöschung. Normalerweise müsstet ihr jeden Data Broker einzeln kontaktieren, ein oft mühsamer Prozess. Incogni übernimmt das. Sie scannen das Netz nach euren Daten, senden Löschanträge und kümmern sich um Nachfragen. Ein wahrer Segen für alle, die keine Zeit oder Lust haben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Meine persönliche Erfahrung: Nach der Registrierung ging alles fix. Ich erhielt regelmässige Berichte über den Fortschritt. Viele Anfragen wurden schnell bearbeitet, andere dauerten länger. Das Gefühl, etwas gegen die Datenkrake zu unternehmen, war definitiv positiv.
Aber jetzt kommt das grosse ABER: Die Resultate sind schwer nachzuprüfen. Incogni zeigt zwar an, bei welchen Data Brokern Anfragen gestellt und bearbeitet wurden. Ob aber tatsächlich Daten von mir vorhanden waren und wenn ja, welche, das bleibt im Dunkeln. Man muss Incogni also vertrauen.

Der Zukunftsausblick: Braucht die Schweiz eine DSGVO-zentrierte Lösung? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Incogni primär für den US-Markt gedacht ist. Dort sind die Probleme mit Robocalls und unerwünschter Werbung viel akuter als hierzulande. In der Schweiz wäre ein Service, der zentral und automatisiert Datenauskunftsbegehren laut dem Datenschutzgesetz (DSG) erstellt und verwaltet, vielleicht sinnvoller. Ein Tool, das es ermöglicht, mit wenigen Klicks Auskunft über die bei Schweizer Unternehmen gespeicherten Daten zu erhalten und diese gegebenenfalls korrigieren oder löschen zu lassen.
Fazit: Incogni ist ein nützlicher Dienst, um sich gegen die Datensammelwut von Data Brokern zu wehren. Die einfache Bedienung und die Automatisierung sind klare Pluspunkte. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Resultate schwer überprüfbar sind und der Fokus vermutlich eher auf dem US-Markt liegt. Ob sich die Investition lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich lasse den Dienst mal ein Jahr laufen und mache mir danach ein ausführlicheres Fazit.